"Wir dürfen nie vergessen woher wir kommen"

Der Sieg gleich im ersten 1.-Liga-Spiel sei wohl der Schlüsselmoment für die Finalrundenqualifikation gewesen, sagt Paddy Kälin. „Das war für viele Spieler ein Aha-Erlebnis“, sagt der Trainer der SG Andelfingen.

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Selten schienst Du so locker, so gelöst, wie nach dem Sieg gegen Seen Tigers und der definitiven Qualifikation für die Finalrunde. Stimmt der Eindruck?
Das kann durchaus sein. Das Ganze war sehr emotional für mich. Nach allem, was ich 2018 mit dem HCA erlebt hatte, war der Sieg gegen die Seen Tigers schlicht und einfach eine Riesenerlösung. Ich geniesse jeden Moment, aber ich denke auch immer gleich weiter. An jenem Abend, nach diesem Sieg gönnte ich mir für einmal den Luxus nicht schon weiter zu denken. Das war herrlich.

Bist Du immer noch am Feiern? Ein wenig zumindest?
Nein. Die Qualifikation für die Finalrunde war und ist schön. Die „Feier“ nach dem Sieg gegen die Seen Tigers auch. Aber das ist vorbei. Ich verweile nicht lange in der Vergangenheit. Mich interessiert die Gegenwart. Und die heisst: arbeiten mit dem Team, damit wir auch in Zukunft ab und zu etwas feiern können.

Wie schätzt Du mit etwas Abstand die Leistung Deines Teams ein, in der Hauptrunde?
Solid. Nichts Überragendes, aber auch nichts Unterirdisches. Wir sind schnell zusammen gewachsen. Das war ein wichtiges Fundament für alles andere.

Was war der Beitrag von Marko Vukelic, Deinem Assistenztrainer?
Er ist ein guter Gegenpol zu mir. Wir ergänzen uns ganz gut. Und mit seiner Erfahrung als ehemaliger Nationalspieler ist er natürlich für unsere Jungs auch ein gutes Vorbild.

Warum hat das so gut geklappt, mit einem zum Grossteil neu zusammengestellten Team?
Wir hatten wohl auch ein wenig Glück, dass die Chemie auf Anhieb stimmte. Die Spieler sind vom ersten Moment an aufeinander zu gegangen. Alle haben sofort verstanden, dass es nur gemeinsam funktionieren kann. So sind wir erfreulich schnell zusammen gewachsen.

Was waren die entscheidenden Momente der Hauptrunde?
Der Schlüsselmoment war wohl gleich unser erstes Meisterschaftsspiel. Auswärts beim NLB Absteiger Siggenthal konnten wir von Anfang an mithalten und am Ende sogar gewinnen. Das war für viele Spieler ein Aha-Erlebnis. Aha, wir haben eine echte Chance in der 1.Liga.
Wichtig war auch, dass wir immer eine Reaktion zeigen konnten. Nach einem Dämpfer fanden wir immer eine Antwort. Das spricht für den Charakter der einzelnen Spieler, aber auch für den Charakter des ganzen Teams.

Und nun? Wohin führt der Weg für dieses Team, in der zweiten Saisonhälfte?
Wir müssen und wollen weiter lernen. Wir können diesen Weg, diesen weiteren Lernprozess nun ohne Angst angehen. Abstiegssorgen müssen wir uns keine mehr machen im Moment. Gleichzeitig wachsen die Bäume aber auch nicht in den Himmel. Wir dürfen nie vergessen woher wir kommen.

Wo steht die SG Andelfingen am Schluss der Saison?
Wir gehören aktuell zu den 40 besten Handballmannschaften der Schweiz (10 NLA, 14 NLB und 16 M1 Finalrunde). Das ist für uns eine Ehre. Das erfüllt uns mit Stolz. Diesen Stolz wollen wir uns bewahren. Wir wollen auch am Ende der Saison stolz sein auf das Erreichte. Dafür ist am Schluss aber nicht Platzierung entscheidend, sondern unsere Mentalität, wie wir die Herausforderungen gemeistert haben.

Nach der Qualifikation für die Finalrunde ist klar: Andelfingen wird auch 2019/2020 in der 1. Liga spielen. Mit Dir als Trainer?
Ich gehe davon aus ja. An mir soll es - Stand jetzt - nicht scheitern.

Gehst Du davon aus, dass das Team so zusammenbleibt?
Ich hoffe es. Ich habe mit allen Spielern bereits Gespräche geführt. Die Zeichen für die Zukunft sind vielversprechend. Aber fix ist natürlich noch nichts.

Wenn Dir vor einem Jahr jemand gesagt hätte: 2019 spielt Dein Team in der Finalrunde der 1. Liga. Was hättest Du ihm geantwortet?
Also vor einem Jahr waren wir gut unterwegs in der 2.Liga. Die 1. Liga und die Teilnahme an der Finalrunde waren kein Thema. Deswegen hätte ich wohl mit einer Gegenfrage geantwortet: wie kommst Du denn da drauf?

Wo wird die erste Mannschaft des HC Andelfingen stehen, wenn das Jahr 2020 beginnt?
Vielleicht wieder in der Finalrunde der 1. Liga. Wer weiss?

Schriftliches Interview: David Herter

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